17/03/2018

Sind Bots die neuen Apps? Eine Zukunftsprognose von Thomas Scheer über die digitale Zukunft

Interview

Herr Scheer, als Geschäftsführer der rrooaarr interactive solutions GmbH sind Sie nun seit 22 Jahren in der digitalen Welt unterwegs. Wie sehen Sie die Zukunft von Apps?

Viele Apps wie wir sie heute von Smartphones, Smart TV oder Tablets kennen werden verschwinden. Die Idee einer App ist aus meiner Sicht eine sehr altmodische Idee. Sie macht Sinn, wenn man nur ein Gerät hat. Bei mehreren Geräten und spätestens auf Smartwatches machen sie keinen Sinn mehr. Denkt man an die vielen weiteren Nutzungsszenarien, wie beispielsweise SmartHome, SmartCar etc. ist es unsinnig für jedes dieser Geräte eine designierte App zu entwickeln. Hinzu kommt, dass die Nutzung ein und derselben App je nach Nutzungssituation variiert und sinnvollerweise ein entsprechendes Design sowie Nutzererlebnis bieten muss.

Wieviele Apps haben Sie aktuell auf Ihrem Smartphone?

*zählt kurz nach* Aktuell 126 Apps. Tatsächlich nutze ich davon aber maximal 10-15 Stück. Studien zeigen, dass dies der Regelfall ist.

Haben Sie eine Erklärung dafür?

Es ist zu differenziert und kompliziert! Welche App kommt für das was ich tun möchte infrage? Oft ist es ein Tipp aus dem Freundeskreis, aus Zeitschriften oder Werbung. Die Appstores sind inzwischen sehr unübersichtlich geworden und Bewertungen helfen nur sehr begrenzt. Der nächste Schritt ist die App herunterzuladen. Oftmals ist dann auch noch die Registrierung eines Accounts notwendig. Ach ja, die Funktionsweise der jeweiligen App muss dann auch noch gelernt werden, gar nicht so trivial in manchen Fällen.

Wie geht es denn einfacher?

Schauen Sie sich beispielsweise WeChat aus China an. An dieser App wird deutlich in welche Richtung sich das Thema entwickelt. Eine Oberfläche, alle Anwendungen! Man kann mit dem WeChat Messenger beispielsweise Flug- oder Bahntickets buchen und gleich bezahlen. Essen bestellen? Kein Problem. WeChat zeigt wie wir in Zukunft mit unseren Smart-Devices die täglichen Aufgaben erledigen. Alle Anwendungen unter einer Oberfläche, kein Herumspringen zwischen verschiedenen Apps.

Erläutern Sie das bitte etwas genauer!

In diesem Fall agiert WeChat wie ein digitaler Butler oder auch Bot genannt. An solche digitalen Butler werden wir in Zukunft unsere Aufgaben richten, egal um was es sich handelt. Der Butler verwaltet im Hintergrund unsichtbare Hilfsprogramme, die jeweils einzeln die benötigten Funktionen übernehmen. Beispielsweise die Wettervorhersage, Termine vereinbaren, Mitteilungen versenden – all das, was aktuell mit vielen einzelnen Apps durchgeführt werden muss.

Apps werden damit zu unsichtbaren Helfern eines Bots ohne eigene Oberfläche. Bots werden mit hoher Wahrscheinlichkeit direkt in die Betriebssysteme integriert und somit überall verfügbar sein. Ob hierfür dann überhaupt noch eine grafische Oberfläche notwendig ist, wird sich zeigen. Microsoft-Chef Satya Nadella prognostiziert bei einer Veranstaltung in San Francisco: „Die menschliche Sprache ist das neue User-Interface." Egal ob Siri (Apple), Google Now (Google), Alexa (Amazon) oder Cortana (Microsoft), die Zukunft sind virtuelle Assistenten, die Anwendungen auf unseren Smart- Devices oder Computern im Hintergrund bedienen werden. Das ist dann das Ende der Apps, wie wir sie kennen.

Was wird diese Entwicklung für Sie als Agentur bedeuten?

Es bedeutet, dass wir bei rrooaarr interactive solutions bereits heute daran arbeiten einzelne Funktionalitäten als Services zu konzipieren, die von unterschiedlichen Anwendungen und in Zukunft auch Bots direkt angesprochen werden können. Auch wenn Bots aktuell noch nicht ausreichend etabliert sind, sollte jedes Unternehmen bereits heute darüber nachdenken, wie damit in Zukunft umgegangen wird. Unsere Aufgabe bei rrooaarr ist es hier beratend zur Seite zu stehen.

Wie wird unser Home-Bildschirm auf dem Smartphone in Zukunft aussehen?

Das sollten wir dann mit unserem persönlichen Bot besprechen, wenn es soweit ist.