17/03/2016

Eine Retrospektive

Question

Mit 20 Jahren im Internetbusiness gehört Ihr zu den »alten Hasen« und habt euch quasi in der Geburtsstunde des Internets gegründet. Wie können wir uns das vorstellen?

1995 gab es das Internet, so wie wir es heute kennen, noch nicht. Unsere Gründungsidee war zunächst auch eine andere – unter dem Namen Studio4 starteten wir damals mit dem Fokus auf die computergestützte Animation von Architektur- und  Stadtentwicklungsprojekten. Wir sind einfach ins kalte Wasser gesprungen, haben dann aber nach den ersten Projekten gemerkt, dass unser Herzblut nicht in diesem Bereich liegt.

 

Question

Und dann seid ihr auf Internet umgestiegen?

Ja, und das genau zum richtigen Zeitpunkt. Unser Gefühl sagte uns, »Internet – das scheint was zu werden, das ist die Zukunft«, und wir hatten zum Glück auch den Mut auf dieses Pferd zu setzen. Denn: nahezu zeitgleich schoss das Thema durch die Decke und wir erhielten die ersten Aufträge – eine der ersten Webseiten realisierten wir zum Beispiel für das Stadthaus Ulm.

 

Question

So ganz ohne Erfahrung?

Programmiertechnisches Know-how brachten wir natürlich mit. Aber klar, vieles war »learning by doing« und wir haben einfach gemacht. Andererseits war es Neuland für alle. Redaktionssysteme, wie wir sie heute kennen, gab es nicht, programmiert wurde statisch auf HTML-Basis. Wenn wir Unternehmen fragten, ob sie eine Webseite brauchen, kam in der Regel die Frage »Was ist das?« zurück.

 

Question

Dann seid Ihr sozusagen auf der Erfolgswelle des Internets mitgeschwommen?

Es war Goldgräber-Stimmung. Trotzdem kam der Erfolg natürlich nicht von allein, da der Wettbewerb auch schnell zunahm. Klassische Agenturen entdeckten diesen Geschäftsbereich für sich und bauten entsprechende Units auf. Unsere Neugier auf Neues, unser Anspruch immer besser zu werden aber auch unser Händchen dafür, Chancen, die einem geboten werden zu erkennen, haben unseren Erfolg geprägt. Ein wichtiger Schritt war beispielsweise die Partnerschaft mit der Stuttgarter Werbeagentur Panama. Gemeinsam betreuten wir große Kunden und bekannte Marken, darunter die Schneider Group mit der Marke Brunnen oder die Stadt Stuttgart. Es lief gut und wir wollten dies auch mit einem neuen Agenturnamen unterstreichen – diesen entwickelten wir in einem längeren Prozess gemeinsam mit Panama und 1999 wurde aus Studio4 dann rrooaarr interactive solutions.

 

Question

Ein Name, der sicher bei vielen ein Fragezeichen hervorruft?

Stimmt. Und aus diesem Grund gab es zu Beginn auch Zweifel, ob der Name gut ist. Doch es stellte sich schnell heraus, dass die Zweifel unbegründet waren. Im Gegenteil, der Name bleibt auch dank der doppelten Schreibweise visuell im Gedächtnis. Zudem bietet er immer Gesprächsstoff und ist häufig ein sehr guter Einstieg. Denn im Prinzip ist die Erklärung ganz einfach: rrooaarr ist ein Kraftausdruck, den jeder interpretieren darf, wie er möchte. Trotzdem steht er unverkennbar für das, was uns ausmacht: Die Entwicklung kraftvoller Lösungen und ein Kundenportfolio mit starken Marken und tollen Unternehmen.

 

Question

Und dann ging es immer weiter aufwärts?

Zunächst ja. Auch wenn es natürlich Hürden zu meistern galt. Beispielsweise hatte die digitale Kommunikation im Marketingmix einen minimalen Stellenwert – entsprechend wurden auch die Budgets geplant. Die so gelagerten Prioritäten führten mit der Zeit zu Unstimmigkeiten und wir trennten uns von unserem Partner Panama. In der Boomphase der New Economy lief es dann sehr gut für uns. rrooaarr wuchs kontinuierlich. Wir hatten über 20 Mitarbeiter und Büros in Ulm, Stuttgart sowie München – wir sprachen immer gerne von der Süddeutschen Achse. Wir realisierten große, spannende Projekte und bauten unser Know-how immer weiter aus. Bis die sogenannte Dotcom-Blase Anfang 2000 platzte und die Folgen uns – wie viele andere Agenturen übrigens auch – mit voller Wucht trafen.

 

rrooaarr 1995 bis 2006

Question

Das heißt, die Aufträge brachen ein?

Exakt, und zwar so massiv, dass wir vor der Entscheidung standen, entweder ganz aufzuhören oder mit deutlich kleinerer Mannschaft weiterzumachen. Wir entschieden uns fürs Weitermachen. Konzentrierten uns auf unseren Standort in Ulm, zogen quasi zurück in die »Garage« und fingen mit kleinem Team nochmals von vorne an.

 

Question

Aufgeben ist wie es aussieht nicht euer Ding?

Nein. Eine unserer großen Stärken ist unser Durchhaltevermögen, unsere Agilität und der Glaube daran, dass wir das, was wir uns vornehmen auch schaffen können. Außerdem waren wir uns immer sicher, dass das Internet und damit die weltweite Vernetzung eine immer größere Bedeutung für die Kommunikation haben werden. Für uns war klar, dass wir mit dem ganzen Wissen aus den vergangenen Jahren und Projekten nochmal neu durchstarten wollen und die Wachstumschancen sehr gut stehen.

 

Question

Das war dann also der Startschuss, für rrooaarr wie wir es heute kennen?

Das kann man so sagen. Neben der Entwicklung von internetbasierten Lösungen, die mittlerweile natürlich auf Redaktionssysteme bauen, programmierten wir damals auch viele Online-Spiele sogenannte Browser-Games. Die waren sehr beliebt und zu unseren Kunden gehörten unter anderem Lotto Baden-Württemberg, die Spielbank Stuttgart oder Schmid Spiele. Es lief gut, Kundenkreis und Mitarbeiterzahl wuchsen kontinuierlich. Im Jahr 2009 kamen dann noch die zwei Bereiche Mobile und Softwareentwicklung hinzu. Heute sind wir noch ähnlich aufgestellt, allerdings ist die Softwareentwicklung nur noch ein kleiner Teilbereich. Wir konzentrieren uns auf unsere Kernkompetenzen, auf die Beratung sowie die Entwicklung von Webseiten und Apps. Unserer Know-how im Bereich Software kommt uns aber nach wie vor zugute – beispielsweise bei der Anbindung von Internetseiten oder Apps an bestehende ERP- oder andere Drittsysteme.

 

Question

Wenn Ihr zurückschaut, was denkt Ihr ist das Erfolgsrezept von rrooaarr?

Ich denke, dass wir unseren heutigen Erfolg unserem Durchhaltevermögen und Biss, aber auch unserer Neugier auf neue Technologien und unserem Anspruch immer besser zu werden, zu verdanken haben. Zudem schauen wir immer über den Tellerrand und haben ein gutes Gespür für sinnvolle Ergänzungen unserer Portfolios. Zum Beispiel haben wir lange nur die technische Konzeption und Programmierung von Webseiten sowie Apps angeboten. Heute arbeiten auch Webdesigner für uns, da im Hinblick auf responsive Webseiten oder Gestaltungsvorgaben von iOS oder Android ganzheitliche Konzepte erfolgsentscheidend für eine benutzerfreundliche Webseite oder App sind. Dies ist nur ein Beispiel von vielen. Grundsätzlich kann man sagen, wir haben nie aufgehört, uns weiterzuentwickeln und uns neue Ziele zu stecken. Von dieser Flexibilität und dem geballten Wissen aus über 20 Jahren digitalem Know-how profitieren heute unsere Kunden.

 

Question

Was wünscht Ihr euch für die nächsten 20 Jahre?

Eines ist für eine Digitalagentur wie unsere essentiell: Um wettbewerbsfähig zu bleiben und unseren Kunden zukunftsfähige Lösung zu bieten, müssen wir uns an neuen Technologien und digitalen Trends orientieren und nicht andersherum. Die digitale Welt kann sich schnell ändern – sogar jährlich – und fordert Flexibilität aber auch die Bereitschaft, sich ständig neues Wissen anzueignen. Aus diesem Grund wünsche ich mir, dass wir weiterhin so agil und neugierig bleiben. Und natürlich immer besser werden, um so auch in Zukunft in der Lage zu sein, unseren Kunden digitale Lösungen »State of the Art« anzubieten.

 

rrooaarr 2007 bis 2016

 
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